Achim Fey
Vorsitzender WES e.V.
Rück- und Ausblick
„Wasser marsch!”, hieß es, als vor 25 Jahren am 27. März 1998 die ersten Mitglieder durch den Wasserversorgungsverein mit Trinkwasser versorgt wurden. Diesem vorausgegangen war eine sehr aufwändige, zweijährige Gründungsvorbereitungs- und Bauphase. Dies gibt mir den Anlass für einen persönlichen Rückblick auf 27 Jahre Wasserversorgungsverein Eicher See e.V., zumal ich auch dem ersten Gründungsvorstand angehört habe. Dazu vielleicht ein paar Ereignisse von besonderer Bedeutung.
Auslöser für die Initiative zur Versorgung mit Trinkwasser war die Verpflichtung der VG Eich, eine Abwasserentsorgung im Gebiet des Eicher Sees bereitzustellen. Da keine Verpflichtung zur Trinkwasserversorgung bestand, hat der Vorstand der Siedlergemeinschaft Eicher See e.V. (heute Eicher See Gemeinschaft e.V.) unter ihrem Vorsitzenden Erich Bingenheimer das Projekt Trinkwasser- und Stromversorgung initiiert und vorangetrieben. Aufgrund von Angeboten für eine Trinkwasserversorgung durch externe Anbieter wurden Kosten für einen Hausanschluss auf ca. DM 15.000,00 geschätzt. Eine selbst betriebene Wasserversorgung sollte, vorsichtigen Schätzungen zufolge, bereits zu Hausanschlusskosten von DM 5.000,00 möglich sein. Daher stand der Beschluss schnell fest, die Wasserversorgung in Eigenregie zu übernehmen. Die Finanzierung der Baumaßnahme sollte durch den von den Mitgliedern zu zahlenden Aufnahmebeitrag von DM 5.000,00 erfolgen.
In der Gründungs- bzw. Informationsveranstaltung im Januar 1996 wurde durch den Vorsitzenden der Siedlergemeinschaft Eicher See, Erich Bingenheimer und seine Mitstreiter vorgeschlagen, eine GbR mbH als Unternehmensform für die Wasserversorgung zu gründen. Dagegen habe ich mich wortreich und vehement gewehrt, so dass wir im Anschluss mit dem Anwalt die Gründung eines Vereins vorgenommen haben. Dieser wurde am 11. März 1996 in das Vereinsregister eingetragen. Als „Dank für mein Engagement” wurde ich in den Vorstand gewählt. Der Bundesgerichtshof hatte in seinem Urteil vom 27. September 1999 die begrenzte Haftung der GbR mbH als nicht zulässig verworfen, was uns Gottseidank nicht mehr tangieren konnte.
Mit einem weiteren Ereignis in der Startphase hatte uns das Finanzamt im Rahmen einer Umsatzsteuersonderprüfung überrascht. In dieser vertrat die Finanzverwaltung die Auffassung, dass der von uns zu erhebende Aufnahmebeitrag von DM 5.000,00 nicht als echter, sondern als unechter Beitrag anzusehen wäre. Folge davon wäre, dass aus diesem Beitrag zunächst die Umsatzsteuer (DM 652,17) herauszurechnen und der verbleibende Betrag der Körperschaftssteuer, dem Solidaritätszuschlag und der Gewerbesteuer zu unterwerfen ist. Somit wäre eine Steuer von insgesamt DM 3.260,87 entstanden. In Konsequenz wäre der Restbetrag (DM 1.739,13 pro Mitglied) nicht zur Finanzierung ausreichend gewesen. In intensiven und konstruktiven Verhandlungen mit dem Finanzamt konnte ich erreichen, dass wir von der Eigenfinanzierung durch Aufnahmebeiträge in die Fremdfinanzierung durch Darlehen wechselten. Insofern wurde der ursprüngliche Aufnahmebeitrag umgewandelt in ein Darlehen von DM 4.900,00 und einen Aufnahmebeitrag von DM 100,00.
25 Jahre Wasserversorgung am Eicher See
Mitgliederseitig gab es im Jahr 2001 eine unerfreuliche Episode, an die ich mich nicht gerne erinnere. So überzog ein Mitglied den Vorstand, insbesondere Erich Bingenheimer und mich, wochenlang mit Anschuldigungen und Klagen, die auch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen auslösten. Hintergrund war die im Wasserpreis eingerechnete Mindestabnahmemenge von 2 m³ pro Monat, die eine wesentliche Grundlage unseres Abrechnungssystems bildet. Das Mitglied machte geltend, nur 10 m³, statt der von ihm zu zahlenden 24 m³ pro Jahr zu verbrauchen und bezichtigte uns, den „Mehrgewinn” einzubehalten. Es folgten mehrere Klagen beim Amts- bzw. Landgericht, ein Antrag auf Löschung des Vereins beim Vereinsregister und ein mehrmonatiger Austausch von Stellungnahmen. Schließlich wurde ein Vereinsausschlussverfahren betrieben, gegen das sich das Mitglied nochmals gerichtlich – aber erfolglos – gewehrt hatte.
Drei Jahre später mussten wir uns mit einem Rohrschaden größeren Ausmaßes beschäftigen, als die Firma Minthe die Hafeneinfahrt vergrößern wollte. Die damit beauftragte Flussbaufirma holte dazu natürlich vor Setzen der Spundwände entsprechende Pläne über den Leitungsverlauf ein. Die Spundwand wurde mit einem Fenster an derjenigen Stelle gesetzt, an der nach dem Plan die Leitung verlaufen sollte. Das war leider nicht der Fall, so dass die Hammer Seite von der Trinkwasserversorgung im wahrsten Sinne des Wortes abgeschnitten wurde. Zunächst wurde dies durch eine oberirdische Überbrückungsleitung behoben, während die Leitung repariert bzw. neu verlegt wurde. Der Streit um die Übernahme der 75.000,00 EUR teuren Reparaturkosten mit der Flussbaufirma bzw. der damals am Bau der Leitung beteiligten Bauunternehmung und dem Planungsbüro führte uns dann bis zur Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht Koblenz, das den Streit in unserem Sinne entschied.
Dies sind nur einige Beispiele aus der zum Teil wechselvollen Geschichte des Wasserversorgungsvereins Eicher See e.V. Seit einigen Jahren schon läuft alles in ruhigen Bahnen. Mittlerweile hat er 468 Mitglieder und damit auch Anschlussnehmer. Eine Entwicklung, die durchaus als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden kann. Dies ist besonders den verschiedenen in der Vergangenheit und insbesondere auch heute noch wirkenden Vorstands- und Verwaltungsratsmitgliedern zu verdanken. Es zeigt sich, dass die Mitarbeit der Mitglieder im Vorstand und im Verwaltungsrat in der Regel doch sehr lange anhält und dadurch eine sinnvolle Kontinuität entsteht. Neben Anne Adam-Volk und mir, die wir seit mehr als 25 Jahren tätig sind, sind die meisten Mitglieder des Vorstands und Verwaltungsrats in der jetzigen Besetzung bereits seit nahezu 13 Jahren im Amt.
Auch unseren Partnern sei an dieser Stelle gedankt. So hat die WVR seit Gründung die technische Betriebsführung und Rohrnetzbetreuung sowie Rufbereitschaft in hervorragender Weise für uns sichergestellt. Ebenso war auch die Wasserlieferung durch die Stadtwerke Mainz und die Zusammenarbeit mit dem Wasserwerk insbesondere bei Wasserverlustbehebungen von Beginn an in hervorragender Weise gemacht worden. Mittlerweile haben wir mit dem WZS Osthofen auch einen kompetenten Partner für die Zählerablesung gewonnen.
Wie geht es weiter?
In den vergangenen Jahren planten wir, die leitungsgebundene Wasserversorgung zukunftsfähig und nachhaltig aufzustellen. Deshalb bereiteten wir die Übergabe der Wasserversorgung an die VG Eich bzw. deren Wasserversorger, den WZS Osthofen, vor. Dieser hatte aber in seiner Werksausschusssitzung vom 6. Juli 2021 die Ablehnung der Übernahme beschlossen. Auch die von uns daraufhin betriebene gerichtliche Klärung war nicht erfolgreich.
Der Verein wird seine Aufgabe weiterhin in gewohnter Weise fortführen. Das Leitungsnetz verbleibt beim Verein und die leitungsgebundene Wasserversorgung ist wie in der Vergangenheit sichergestellt. Die Vorstandsarbeit ist durch das Wachstum des Vereins sehr umfangreich geworden und bedeutet eine beträchtliche und zeitintensive Verwaltungsarbeit, die immer noch ausschließlich ehrenamtlich ausgeführt wird. Es ist mittelfristig angedacht, bestimmte Arbeitsbereiche auf externe Dienstleister auszulagern. Unabhängig davon wäre es schön, wenn sich weitere Mitglieder für eine Mitarbeit im Vorstand engagieren würden.
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